Interkulturelles Literaturcafé : Ivan Bunin und Alexander Kuprin
Unterstützt von dem Integrationszentrum der Stadt Siegen
Im Rahmen des Projektes Interkulturelles Literaturcafé veranstaltete Kulturzentrum Litera am 7.Oktober einen literarischen Abend zum 150-jährigen Jubiläum von Alexander Kuprin und Iwan Bunin.
Maxim Gorki schrieb über ihn: „Nehmen Sie Bunin aus der russischen Literatur heraus und sie wird glanzlos, verliert ihren Regenbogenschein und das Sternenlicht seiner einsamen Wandererseele“.
Zum 150-jährigen Jubiläum von Alexander Kuprin und Iwan Bunin veranstaltete Kulturzentrum Litera am 7.Oktober einen literarischen Abend.
Die Vereinsleiterin Elena Groß erzählte zuerst sehr ausführlich über das Leben Alexander Kuprins. Kuprin wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. Seine Mutter stammte aus einem tatarischen, sehr berühmten, aber verarmten Fürstengeschlecht. Sein Vater war ein kleiner Beamter, der schon ein Jahr nach Alexanders Geburt an Cholera starb und die Familie völlig mittellos zurückließ. Schon mit 13 Jahren schrieb Alexander Gedichte.1889 erschien die erste Erzählung „Das letzte Debüt“ des neunzehnjährigen Autors. Er ging mit nur ein paar Rubeln in der Tasche nach Kiew, um sein Geld als Journalist zu verdienen. Dort veröffentlichte er in den verschiedensten Zeitungen und Journalen seine Reportagen, Glossen, Theaterberichte, Kurzgeschichten, kurzum alles, was gerade anfiel.
1895 arbeitete er in einem Moskauer Betrieb, der Ventilatoren herstellte, 1896 als Stahlgießer im hoch industrialisierten Donezbecken, kurz danach gründete er in Kiew eine „Athletengesellschaft“ und einen Zirkus. 1897 findet man ihn als Gutsverwalter und Vorsänger in der Kirche, danach machte er eine Ausbildung zum Zahnarzt, um dann doch 1899 einer Theaterwandertruppe beizutreten, der er neun Monate Treue hielt. Seine nächsten beruflichen Stationen waren Sänger, Privatlehrer und zu guter Letzt beschließt er, Mönch zu werden. Kuprin zieht 1901 dann doch nach St. Petersburg, um ausschließlich Schriftsteller zu sein.
Diese „Wanderjahre“ waren der „Fundus“, aus dem er zeit seines Lebens Ideen und Inspirationen schöpfte. Das brachte mit sich, dass er im Gegensatz zu den meisten Schriftstellern seiner Zeit kein bevorzugtes Hauptthema hatte, sondern er bediente sich aus der Reichhaltigkeit seiner Erfahrungen und hatte zu vielen Bereichen des menschlichen und sozialen Lebens etwas zu sagen. Er selbst sagte einmal, dass alles, was er schrieb, er selbst erlebt hatte, dass sein ganzes Schaffen eine Autobiografie sei.
Mit offenen Armen wurde er von seinen Schriftstellerkollegen, wie Anton Tschechov, Iwan Bunin und nicht zuletzt Maksim Gorkij aufgenommen. Er blieb zwar seiner Grundeinstellung treu, über alles, was er erlebt hatte, zu schreiben, seine sozialkritischen, sogar revolutionären Werke wurden jedoch schärfer. Mit dem Roman Jama (auch Die Gruft 1909 bis 1915),einer Sittengeschichte, erregte Kuprin großes Aufsehen. Sehr freizügig und offen schildert er das Leben in einem Bordell in einer südukrainischen Stadt. Er porträtiert die Bewohner und Besucher sehr genau; nicht die „Damen“ sind die zu Verurteilenden, sondern die nach außen hin ehrbaren Besucher und die sozialen Missstände, die die Frauen in diese Notsituation gebracht haben. Der Roman machte so viel Furore, dass noch Jahre danach Studenten auf die Straße gingen, um gegen diese sozialen Bedingungen aufzubegehren.
Nach der Oktoberrevolution floh Kuprin mit seiner Familie nach Finnland und von dort aus 1920 weiter nach Paris. Im Pariser Exil ging es ihm so, wie vielen russischen, emigrierten Schriftstellern, er war von seinen Wurzeln abgeschnitten – für einen Russen eine besonders tragische Situation. Es sollte noch dreizehn Jahre dauern, bis Kuprin todkrank in seine Heimat zurückkam, weil er in der russischen Erde begraben sein wollte. Er starb am 25. August 1938 und wurde auf dem berühmten Wolkow-Friedhof in Leningrad beigesetzt, dort, wo auch die von ihm bewunderten Klassikerkollegen Saltykow-Ščedrin, Turgenew, Gontscharow und Leskow ruhten.
Obwohl die russischen Schriftsteller bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die europäische Literatur prägten gab es keinen Russen unter den Nobelpreisträgern für Literatur. Erst 1933 wurde Iwan Bunin als erster russischer Schriftsteller mit dem renommierten Preis geehrt.
In zweitem Teil des Abends wurde dem Publikum ein Filmausschnitt aus dem Literarischen Quartett über das Leben und Werke von Iwan Bunin präsentiert. Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki diskutierte in der Sendung mit seinen Gästen über den ersten russischen Literaturnobelpreisträger. Zwei Konstanten bestimmten Leben und Werk Iwan Bunins: tiefe Verbundenheit mit Russland und unstillbares Fernweh. Die Liebe zu seiner mittelrussischen Heimat – er wuchs als Kind in einer verarmten Adelsfamilie auf dem Land auf – steigerte sich zum Heimweh, als der Schriftsteller nach der Oktoberrevolution ins Exil nach Frankreich ging, wo er bis zu seinem Tod 1953 lebte. Maxim Gorki schrieb über ihn: „Nehmen Sie Bunin aus der russischen Literatur heraus und sie wird glanzlos, verliert ihren Regenbogenschein und das Sternenlicht seiner einsamen Wandererseele“.
Am Ende des Vortrags unterhielten sich die anwesenden Gäste sehr rege über beide Autoren und lobten Liter-Veranstaltung sehr.
Elena Groß, Kulturzentrum Litera